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Karriere statt Karaoke

Wie ein Gesangsstudent den Sommer fast vergeudet hätte (und was Du besser machen kannst)

Heute erzähle ich Dir von Elias – einem talentierten jungen Gesangsstudenten, Mitte 20, voller Energie, Disziplin und Ambition. Einer, der den Sommer nutzen wollte, um an seiner Karriere zu arbeiten. Und trotzdem: Fast hätte er eine riesige Chance verpasst.

Was ist passiert?


Der Plan war perfekt – zumindest auf dem Papier

Elias hatte sich einen klaren Sommer-Übeplan erstellt: Techniktraining, Repertoire-Arbeit, Sprachcoaching. Sein Ziel: im Herbst bei mehreren Vorsingen glänzen. Er war hochmotiviert, seine Technik war solide – er hatte alles, was man auf dem Papier „gut vorbereitet“ nennen würde.

Doch das Problem? Er trainierte nur seine Stimme – nicht sich selbst als Ganzes.


Der Auftritt, der alles veränderte

Im August sollte Elias bei einem kleinen Sommerfestival auftreten. Keine große Sache, aber für ihn persönlich ein wichtiger Moment. Die Arie saß. Er hatte sie tausendmal geübt. Und doch: Als er auf der Bühne stand, passierte das Unerwartete.

Sein Atem wurde flach. Die Gedanken rasten. Plötzlich war da keine Klarheit mehr, sondern nur Druck. Die Stimme klang unsicher, gehetzt. Und obwohl er technisch alles „richtig“ machte – irgendetwas fehlte.

Nach dem Auftritt war er frustriert. Nicht, weil er sich versungen hätte. Sondern weil er gemerkt hatte: Er war anwesend – aber nicht wirklich da.


Was Elias über ganzheitliches Training lernen musste

Erst in der Nachbesprechung wurde ihm klar, was gefehlt hatte. Er hatte seine Stimme geübt, ja. Aber seinen Körper? Seinen Geist? Seine Bühnenpräsenz? Fehlanzeige.

Und genau hier liegt der Punkt: Gesang ist mehr als Technik. Es ist die Verbindung von Körper, Geist und Stimme – und wenn einer dieser Bereiche nicht mitzieht, wirkt die ganze Performance unauthentisch.


Die drei größten Gefahren, wenn Du nicht ganzheitlich trainierst

1. Kontrollverlust über die Stimme durch mentale Anspannung
Elias wusste genau, wie die Phrase klingen sollte. Aber in dem Moment, als die Nervosität kam, war alles vergessen. Sein Atem wurde flach, die Stimme unsicher. Das passiert, wenn mentale Stärke fehlt – die Technik ist da, aber Du kannst sie nicht abrufen.

2. Körperliche Blockaden sabotieren den Klang
Ohne gezielte Körperarbeit hatte Elias nicht gemerkt, wie verspannt seine Schultern waren, wie eng sein Brustkorb wurde. Ergebnis: Der Klang war gepresst, sein Atem unkoordiniert. Eine freie Stimme braucht einen entspannten, bewussten Körper.

3. Blackout durch mentale Überforderung
Elias beschrieb es so: „Ich war auf der Bühne – aber nicht wirklich da.“ Das ist der Moment, in dem der Kopf übernimmt – und Du funktionierst, anstatt zu fühlen. Genau das spürt auch das Publikum: keine Präsenz, keine Verbindung, keine Wirkung.


Was Elias danach verändert hat – und was Du Dir abschauen kannst

Nach diesem Erlebnis entschied sich Elias für einen neuen Weg. Er begann, Körper- und Mentalarbeit fest in sein tägliches Training zu integrieren. Kein stundenlanger Technikmarathon mehr, sondern ganzheitliches Üben.

👉 Vor jeder Gesangsprobe machte er Atemübungen zur Erdung.
👉 Er entwickelte einen „mentalen Anker“, der ihm half, vor Auftritten ruhig zu bleiben.
👉 Er arbeitete mit gezieltem Körpertraining – um Haltung, Präsenz und Atemführung zu verbessern.

Und das Ergebnis? Sein nächster Auftritt war nicht nur technisch stark – er war menschlich berührend. Das Publikum spürte ihn. Und er sich selbst.


Was Du aus Elias’ Geschichte lernen kannst

Der Sommer ist Deine große Chance, nicht nur an Deiner Stimme zu arbeiten, sondern an Dir als Künstler:in.

Denn:

💡 Ohne mentalen Fokus kein Ausdruck.
💡 Ohne körperliche Balance kein freier Klang.
💡 Ohne Verbindung zwischen allen drei Ebenen – kein echter Gesang.


3 Übungen, die Elias geholfen haben (und Dir vielleicht auch):

1. Atem-Anker zur Erdung:
Setz Dich morgens hin, atme tief in den Bauch. Mit dem Ausatmen sag innerlich: Ich bin bereit. Wiederhole das 5-mal. Klingt simpel – wirkt tief.

2. Visualisierung vor dem Auftritt:
Stell Dir Deinen nächsten Auftritt vor. Wie stehst Du da? Wie atmest Du? Wie klingt Deine Stimme? Dieses mentale Bild verankert Sicherheit.

3. Körper-Check-in vor dem Einsingen:
Spanne und entspanne Schultern, Nacken, Kiefer. Spüre: Wo bin ich angespannt? Geh mit dem Atem dorthin und lass los. Erst dann: Stimme.


Fazit:
Sei nicht wie Elias vor seinem Sommerfestival – sei wie Elias danach.
Denn Gesang ist kein Einzelfach. Es ist eine Gesamtkunst, und Du bist das Instrument.

Wenn Du diesen Sommer also wirklich für Deine Karriere nutzen willst:
✔️ Übe Technik, ja.
✔️ Aber trainiere auch Deinen Körper.
✔️ Und vor allem: stärke Deinen Geist.

Dann wirst Du nicht nur singen – Du wirst strahlen.

👉 Noch mehr ganzheitliche Übungstipps?
Dann schau mal auf www.stimmkunst.ch vorbei oder melde Dich für den Newsletter an. Dort gibt’s regelmäßig Input für Körper, Geist und Stimme – direkt in Dein Postfach.

Herzliche Grüße

Vera Wenkert

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Vera Wenkert

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